In immer mehr Städten schießen die Stickoxidwerte in die Höhe. Auch Berlin ächzt unter der immer schlechter werdenden Luft - verursacht durch den Verkehr. Um dem Ganzen entgegen zu wirken, sollen die Tempo 30 - Zonen nun erheblich ausgeweitet werden. Aber ist das sinnvoll?
Schlechte Luft in deutschen Größstädten: Feinstaub- und Stickoxidewerte schießen regelmäßig in die Höhe. Die maximalen Grenzwerte können vielerorts lange nicht eingehalten werden. Stuttgart ist hierfür ein gutes Beispiel – teilweise ist die Verschmutzung durch den Verkehr dort größer als in Peking. Aber auch in Berlin hat man mit den schlechten Werten zu kämpfen.
Mit Tempo 30 gegen Stickoxide?
Die neue Verkehrssenatorin Regine Günther will deswegen jetzt handeln und die Tempo 30 – Zonen deutlich ausweiten. Damit soll erreicht werden, dass weniger schädliche Stickoxide ausgestoßen werden. Für ihren Vorschlag muss die Parteilose allerdings ordentlich Kritik einstecken. Die CDU ist strikt gegen eine solche Ausweitung. Das mag man als politische Kampfansage betrachten, immerhin ist die CDU in der Hauptstadt Oppositionspartei. Die CDU ist allerdings nicht alleine mit ihrer Kritik. Auch der ADAC erachtet den Vorschlag als wenig sinnvoll.
Der Grund dafür ist ziemlich simpel: Verantwortlich für den Ausstoß von Stickoxiden ist nämlich nicht primär die Geschwindigkeit, sondern die Beschleunigung. Durch das Absenken der Geschwindigkeit könnte es allerdings vermehrt zu ‚Stop & Go‘ kommen. Die Autofahrer müssten immer wieder beschleunigen und abbremsen. Die Stickoxidwerte könnte somit sogar noch steigen.
Das heißt jedoch nicht, dass 30er-Zonen grundsätzlich nicht sinnvoll sind. Langsamere Autos können beispielsweise die Lärmbelastung erheblich senken. Und auch die Verkehrssicherheit steigt mit absinkender Geschwindigkeit. Das liegt daran, dass zum einen andere Verkehrsteilnehmer besser auf ein herannahendes Auto reagieren können. Doch auch die Fahrer können sich ihrer Umgebung besser anpassen.
Schneller mit dem ÖPNV?
An den hohen Stickoxidwerten ändert dies indes wenig. Insbesondere, wenn die Verbraucher – also die Autofahrer – nicht mitmachen. Alle Bemühungen nützen nämlich nichts, wenn weiterhin jeder noch so kurze Weg mit dem Auto gefahren wird oder lieber spritschluckende Sportwagen dann umweltfreundlichere Autos zu kaufen. Eine Verlagerung auf den öffentlichen Personennahverkehr wäre somit durchaus wünschenswert. Ob mehr Tempo 30 – Zonen die Autofahrer also vielleicht dazu bringen könnten, vermehrt auf Straßenbahnen oder Busse zu setzen?
Unter anderem diese Frage hat ADAC-Sprecher Johannes Boos im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Christian Bollert besprochen.