Selbst reifen, die im Volksmund als Energiesparreifen bekannt sind, fressen Ressourcen auf. Denn meisten sparen sie lediglich Energie beim Autofahren. Eine nachhaltige Herstellung ist aber komplexer, als es sich anhört.
Der gängige Pneu besteht hauptsächlich aus Erdöl und Stahl. Beide Komponenten werden immer teurer und belasten die Umwelt stark. Die dritte wichtige Komponente ist zwar eine natürliche Ressource – doch auch der Naturkautschuk, der aus dem Pflanzensaft des Kautschukbaums gewonnen wird, stammt aus intensiver Plantagenwirtschaft.
Naturmaterial Kautschuk – nicht unbedingt umweltfreundlich
Im Massenanbau des Kautschukbaumes verschwindet nicht nur natürliche Waldfläche, er nimmt auch Platz für Ackerbau und hinterlässt zudem eine mit Pestiziden verseuchte Landschaft zurück. Außerdem wird er in gerade einmal acht Staaten produziert. Eine Krankheit könnte also die weltweite Reifenproduktion gefährden.
Darum sind auch Reifenhersteller daran interessiert, nachhaltige Lösungen zu finden, denn diese sind auf lange Sicht kostengünstiger.Bei Bridgestone etwa setzen die Forscher auf den Milchsaft (Latex) der Guayule. Das ist ein Zwergstrauch, der wesentlich anspruchsloser ist und ebenfalls Kautschuk liefert.
Als Alternative zum tropischen Latex wird übrigens auch schon seit den 1930er-Jahren Latex aus russischem Löwenzahn beforscht. Die Guayule wird in Spanien bereits benutzt, um große Mengen Biomasse zu produzieren. Es scheint allerdings einfacher, Kautschuk aus russischem Löwenzahn zu extrahieren.
Versuche der Industrie
In nächster Zeit wird sich die Forschung beim Reifenhersteller Apollo Vredestein deshalb auf die Optimierung der Wachstumsgeschwindigkeit des russischen Löwenzahns konzentrieren, um den Gehalt an Naturkautschuk weiter zu erhöhen.
Erst im Juli hat Vredestein eine Reifenserie hergestellt, um die Alltagstauglichkeit zu testen. Der erste Eindruck sei sehr vielversprechend gewesen. Ob dieses Produkt auf den Markt gebracht werden kann, ist allerdings noch nicht bekannt.
Quelle: heise.de