Beim 49. Verkehrsgerichtstag wurde heftig über die Null-Promille-Grenze diskutiert. Soll das strikte Alkoholverbot bei Fahranfängern in Zukunft für alle Autofahrer gelten?
Die Erfahrungen mit dem strikten Alkoholverbot bei Fahranfängern sind überzeugend: Nach Angaben der Deutschen Verkehrswacht ging gleich im ersten Jahr nach Einführung des Verbots im August 2007 die Zahl der alkoholbedingten Unfälle in dieser Altersgruppe um 15 Prozent zurück. Beim 49. Verkehrsgerichtstag in Goslar wurde deshalb nun heftig über eine generelle, für alle Autofahrer geltende Null-Promille-Grenze diskutiert.
Derzeitige Gesetzeslage zu kompliziert
Der ehemalige Bundesverkehrsminister und derzeitiger Präsident der Deutschen Verkehrswacht, Kurt Bodewig, ist überzeugt, dass die derzeitige Gesetzeslage zu kompliziert ist. „Erst wenn die Menschen verstehen, dass die Regeln klar sind, halten sie sich auch daran. Daher die einfache Vorgabe: 0,0 Promille.“ Die gleiche Forderung erhob auch der Präsident des ACE Auto Clubs Europa, Wolfgang Rose. Nach einer Auswertung seines Verbandes sind von den rund 58.000 Verkehrstoten innerhalb von zehn Jahren in Deutschland etwa 7100 wegen Alkohols am Steuer gestorben.
Die Kritiker
Die Kritiker der „Nulllösung“ sehen dagegen keinen Zusammenhang zwischen der geltenden 0,5 Promille-Grenze und den Unfallzahlen. „95 Prozent der alkoholbedingten Unfälle werden von Fahrern mit deutlich mehr als 0,5 Promille begangen“, sagt Michael Scherer, Präsident des norddeutschen Brauereiverbandes.
Für den SPD-Verkehrsexperten Uwe Beckmeyer ist eine Null-Promille-Grenze unmöglich. Wenn man Medikamente einnehmen muss, ist man schnell bei einem Wert von 0,15 Promille im Blut. Die FDP schließt sich an: „Immer neue Verbote können keine gesellschaftliche Dauerlösung sein“, sagt der Verkehrssicherheitsexperte der FDP-Bundestagsfraktion, Oliver Luksic.
Mehrheit der Deutschen für ein striktes Alkoholverbot
Die Mehrheit der Deutschen scheint damit aber kein Problem zu haben. Sie ist für ein 0,0-Alkoholgebot am Steuer, wie eine Befragung des Deutschen Verkehrssicherheitsrates im Dezember 2010 ergab. Fast 60 Prozent der insgesamt 2000 befragten Verkehrsteilnehmer befürworteten diese Maßnahme, knapp 30 Prozent waren dagegen.
Quelle: autobild.de